Speleo Alpin

Wenn Engerln Reisen, dann kracht zwar am Aufstieg zur Heßhütte ein ordentliches Gewitter nieder, dafür scheint für den Rest des Wochenendes die liebe Sonne - anhaltend und gegen jede Prognose. Wir wollen am Samstag in den Grazerweg einsteigen, hören aber schon auf der Hütte, dass vor 6 Wochen "das halbe Vorhaus" runtergestürzt sei. Tatsächlich ist es eine Wandpartie von geschätzen 50x70m direkt über den Tellersackcanyon heruntergerasselt, hat den unteren Teil des Grazerweges mit in die Tiefe gerissen und den noch schneebedeckten, hinteren Boden des Tellersacks komplett mit bis zu Zimmergroßen Blöcken bedeckt. Oben im Ausbruch lockt ein schönes Canyonprofil. Wir umgehen dieses unsichere Terrain in weitem Bogen rechts und klettern über Karrenplatten auf den noch existenten Teil des Grazerweges zu. Dabei queren wir die Route König/Spurny und entdecken dort die König-Spurny-Schächte I und II. Einer wird gleich auf 60m Länge und 39m Tiefe erforscht, dann entschließen wir uns aber fürs Weiterklettern, um endlich den Grazerweg-Durchstieg, einen Durchgangsschacht im Routenverlauf, zu vermessen.

Anderntags seilen sich Reinhard und Eckart von der Dachlscharte in die Hochtor-Nordwand ab, um den Ringband-Riesenschlitz anzugehen: Ein über 30m hoch angeschnittener Schachtschlitz, der sich innen zu einem dämmrig erleuchteten Dom weitet. Dort lagern enorme Guanohaufen von Dohlen, die auf Absätzen im Deckenbereich hausen dürften. Im Guano finden sich massenweise Schneckenhäuser, aber auch ein Stück Hanfseil (auch eine Dohle kann sich mal irren!). Die beeindruckende Höhle wird ebenfalls über 60m lang. Der Rest ist brütende Hitze.