Viel Neuland in der Gemsenhöhle (Dürrenstein) |
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11. Juni 2017 | |
Im Mai 2017 gelang es Walter Mühlbacher und Michael Schiestl (in einer Tour mit Andreas Walch, Sandra Theißl, Viviana aus Tirol und Charlotte aus Frankreich) nach früheren Ausräumarbeiten von Johanna Wiedlack, Johannes Wallner, Michael Aschauer und Walter Mühlbacher die vertikale Engstelle in der bisherigen „Endhalle“ bei MP 161 überwinden. Hinter der unangenehm zu befahrenden Engstelle wurde eine Halle mit mehreren zum Teil großräumigen Fortsetzungen gefunden. Bei dieser Tour konnten bereits 130 m in Richtung NE leicht ansteigendes, ohne Material befahrbares Neuland in einem anfangs großräumigen Gang, der in einen enger werdenden Canyon mit Sedimentboden übergeht, vermessen werden. Der vermessene Höhlenteil endet an einer noch nicht erforschten, abwärts führenden Stufe in einem kleinräumigen Canyon. Eine großräumige Schachtstufe kurz nach der erweiterten Engstelle konnte aus Zeit- und Materialmangel im Mai noch nicht befahren werden. Anfang Juni fanden sich dann wieder drei Gemsenhöhlenbegeisterte, namentlich Andi Muttenthaler, Walter Mühlbacher und Wetti Wielander, die in glühender Sommerhitze zur Höhle aufstiegen, um sich sodann im Eingangsportal am kühlen Hauch, der der Höhle entströmte, zu erfreuen. Solcherart erfrischt und wie immer neulandbegierig begab sich die motivierte Gruppe zum tiefsten Punkt der Höhle auf -133 m, in die bisherige "Endhalle", welche nach rund 1 Stunde erreicht wurde. Auffällig war, dass die Höhle (aufgrund des sommerlichen Wetters) ungewöhnlich trocken war. Am Boden der "Endhalle" bemerkt man bis zu 1 m dicke Lehmablagerungen und Lehmbäumchen, auch wurden die Skelette von einigen Fledermäusen (ca. 20 Individuen von mind. 2 Arten) sowie Fledermauskot - aber leider keine einzige lebendige Fledermaus - gefunden. Auffällig sind große Fließfacetten, die beim tiefsten Punkt der Halle an der schräg in die tiefe führenden Decke zu sehen sind und auf die mögliche Fortsetzung hinweisen. Walter führte die anderen beiden zur erweiterten, schwach bewetterten Engstelle, verschwand, sich schlangengleich windend, im Loch am Boden - und weg war er. Für die anderen beiden, weniger gelenkigen oder womöglich einfach nur etwas weniger schluftauglich gebauten HöhlenforscherInnen war hingegen - vorerst - Schluss. Nach ein paar erfolglosen Bemühungen mussten sie einsehen, dass ein Durchkommen hier vorläufig nicht möglich war. 1:0 für den Schluf. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg: Mittels Brechstange hebelte Andi nach nur kurzer Bearbeitung einen störenden Block aus und beförderte ihn in die Tiefe. Die anderen Blöcke in der Engstelle erwiesen sich allerdings als hartnäckiger. Ein ca. 300 kg schwerer Felsbrocken konnte mittels Flaschenzug nach oben transportiert werden (zahlreiche Höhlenrettungsschulungen machten sich nun bezahlt), ein weiterer wurde durch beherzten Tritt nach unten befördert. Klingt einfach - war es aber nicht. Insgesamt wurde an der Engstelle 7 Stunden lang "gegoasfüsselt", gebohrt, gestemmt, gehoben, getreten, gezogen ..., bis die Engstelle als solche gar nicht mehr wiederzuerkennen war und mittlerweile auch für stark gebaute Höhlenforscher unschwierig befahrbar wurde. Es war faszinierend, Andi dabei zuzusehen, wie er im Neulandrausch in dem Loch am Boden der "Endhalle" verschwand, um dort unter großem Schnauben den hartnäckigen Felsbrocken zu Leibe zu rücken - man kann sich doch von so einer Engstelle nicht alles gefallen lassen! In der Zwischenzeit baute Walter die erste Schachtstufe im Neuland ein und befuhr diese. Sie führt ca. 7 m in die Tiefe, man erreicht so einen imposanten, ca. 1-2 m breiten und 10 m hohen, Canyon mit Schlüssellochprofil und kleinem Sohlengerinne, der nach SE verläuft und sukzessive nach unten führt. Walter folgte dem Canyon ca. 50 m weit, ehe er an eine weitere, rund 12 m tiefe Schachtstufe, gelangte. Ob dieser Canyon wohl bis auf das Niveau des Mittersees hinab führt? Künftige Expeditionen werden es zeigen! Nach Erweiterung der Engstelle wurde das Neuland auch von Wetti und Andi befahren, erkundet und bewundert, eine Vermessung konnte aus Zeitmangel allerdings an diesem Tag nicht mehr erfolgen. Nach insg. 11 Stunden wurde die Höhle wieder verlassen, im Eingangsbereich trafen die drei noch eine jagende Fledermaus an, dann stiegen Andi und Wetti im Schein des Vollmondes wieder ab zum Lunzer See während sich Walter ein gemütliches Biwak im Höhleneingang einrichtete. |
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Mit dabei: Walter Mühlbacher, Andi Muttenthaler, Wetti Wielander |
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